Friday, June 30, 2006

A few impressions from Hannover...



Wednesday, June 21, 2006

Objekte der Begierde...

Hamburg. Noch 2 Tage bis zu unserem Trip nach Hannover und dem Schlager- und alles entscheidenden Spiel unserer geliebten "Nati" - ein Kosenamen, welcher hier in Deutschland schon ab und an für Verwunderung sorgt - oder aber auch einfach wie die Abkürzung eines weiblichen Vornamens ausgesprochen wird.
Auf jeden Fall steigt nun die Spannung. Eine WM, welche sich bis jetzt durch eine Beinah-Überdosis von "Public Viewing" - meinem neuen Lieblings-Anglizismus - ausgezeichnet hat, wird nun zu einem wahren Live-Ereignis.
Eindrücke aus Hannover folgen, sobald sich der Autor vom Spiel erholt hat...

Thursday, June 08, 2006

Diagnose: WM-Fieber



Es ist WM in Hamburg

Die einen sind auf die WM gespannt, die andern freuen sich nur. Denn die wissen schon wie’s kommt. Die Autoren haben all ihr Wissen und ihre Intuition in einen Topf geworfen und kräftig gemischt. Heraus kam die Geschichte des kommenden 15. Juni. Lecker!

Von Andres Eberhard und Matthias Brändli


07:00 Heiligengeistfeld (Fifa-Fan-Fest)

Zeit für die Männer vom Mülldienst (geläufiger: die "Cleansmänner") die Currywurstreste und leeren Astra-Bierdosen aus dem braunen sumpfigen Boden zu ziehen. Es ist Donnerstag, der 15.Juni, Deutschland gegen Polen (Finale für die sogenannten "Kategorie C-Fans") ist Geschichte, auf und neben dem Platz. Einige der Festbesucher ziehen das eigens für die WM errichtete Gefängnis an der Stresemannstrasse ihrem gemachten Bett im Hotelzimmer vor. Andere stolpern sich gerade noch so ins einige Meter entferne frivole Vergnügen der Reeperbahn.


09:00 Park Hyatt Hotel, Hamburg City

Für die US-Boys, die im Zentrum der Stadt ihr Quartier bezogen haben, heisst es jetzt aufstehen. Noch vor einigen Tagen gab sich Coach Bruce Arena überzeugt: "Meine Jungs brauchen den Trubel einer City. Hamburg ist wie New York." Genau. Ein Blick in die kleinen Augen seiner Spieler lässt ihn nun aber an der Genialität seines Planes zweifeln. Verärgert sammelt er seine Jungs um sich, streicht ihnen kurzerhand den freien Tag. Statt Vergnügen in St. Pauli gibt’s ein weiteres hartes Training im hermetisch abgeriegelten Trainingsgelände der US-Amerikaner im Hamburger Stadtteil Ochsenzoll (ganz passend irgendwie die dazu erschaffene „Bild“-Wortkreation „Fort Knoxenzoll“...).


15:00 AOL-Arena (Ecuador-Costa Rica)

Punkt 15 Uhr im "Fifa-WM-Stadion Hamburg", wie die Fifa das vorher als „AOL-Arena“ bekannte Stadion für die fünf WM-Spiele umgetauft hat (daraufhin entstanden für den Verein Kosten vom mehreren Hunderttausend Euro, neben den grossen Lettern vor dem Stadion mussten auch die Fliesen in den Toiletten wegmontiert werden). Es steigt also der Knaller der WM, an diesem Donnerstagnachmittag: Die hohe Fussballkunst des ecuadorianischen Fussballs trifft mit der filigranen Technik Costa Ricas zusammen. Die Karten sind rar, der Schwarzmarkt wurde durch das geschickte Verkaufssystem der FIFA unterbunden. Trotzdem ist das Stadion noch halb leer, der Grenzübergang zum FIFA-Reich muss strengstens überwacht werden. Vor dem Stadion denken die sonst im Schwarzhandel beschäftigten Dunkelmänner mit und werden durch Express-Ticket-Umschreibungen reich. Sepp Blatter, ungeduldig und ein wenig mürrisch über die Verzögerung des Spielbeginns, sitzt in der eigens für ihn erbauten VIP-Lounge (du gibst damit an, in der Reihe direkt unter Sepp zu sitzen? Kann nicht sein, die wurde nämlich zu Gunsten von Sepps Beinfreiheit entfernt...schon klar, bei Sepps unglaublicher Körpergrösse) und starrt ins Leere.

16:30 Währenddessen in Berlin

Frau F., reich geworden durch die Ebay-Versteigerung eines Stückes Marmorkuchen mit dem WM-Pokal als Muster ("Das Wunder von Berlin", „einzigartig“, „selbstgebacken“) hat den schnellen Gewinn verprasst und hofft nun, der Verzweiflung nahe, auf weiteres Backglück. Weit entfernt scheint der glückliche 6. Juni, als ihr Kuchenstück bei Ebay zum Preis von 260 Euro gehandelt wurde.

17:00 In den Redaktionen der Hamburger Zeitungen

Totale Hektik in den Redaktionsräumen der "Morgenpost": Das Spiel ist zu Ende, eine weitere Sensation perfekt. Die Jungs aus Costa Rica haben nach dem Sieg im Eröffnungsspiel gegen die überheblichen Deutschen nun sogar die Achtelfinalqualifikation sicher gestellt! Absolut schlagzeilenträchtig, das Ding muss in die aktuelle Ausgabe. Derweilen sitzt der Sportredaktor vom "Hamburger Abendblatt" gemütlich im Pausenraum der Redaktion und hat überhaupt keine Eile. Sein Blatt erscheint ja erst am nächsten Morgen, währenddem der "MoPo"-Mann für heute Abend planen muss...

22:00 Reeperbahn

Ein weiterer ereignisreicher WM-Tag neigt sich seinem Ende zu. Ende? Noch lange nicht! Auf'm Kiez, dem Ort der niemals schläft, ist jetzt die Hölle los. Die Erwartungen der Hamburger Stadtregierung, die WM möge den Konsum anregen, werden hier bestimmt nicht enttäuscht. Während der WM ist ja das Angebot des horizontalen Gewerbes besonders vielfältig. Im Voraus wurde von 40000 zusätzlichen (Zwangs-)Prostituierten gesprochen, welche eigens für die WM den Fans ihren Dienst tun sollten. Doch der besoffene, notgeile Fan ist mittlerweile vom Aussterben bedroht und die meisten der Damen stehen sich ihre schönen Beine in den Bauch. Und für den echten, wahren Fussballfan ist Fussball mittlerweile ohnehin eine Art Ersatzprostitution: Der Hype um die WM ist nämlich, wie die "Zeit" vergleicht, wie wenn man eine Frau liebt und sie etwas mit jedem – wirklich jedem – Bewohner des Planeten hat.“ Fürwahr!

ZS 5/85